Dieser Beitrag über das Buch Weihnachten – ein Fest packt aus. Die Autobiografie von Gideon Böss erschien ursprünglich im Kandil-Magazin (alter Link: Kandil-Magazin) unter der Überschrift „Das Fest der Feste“ (alter Link: Das Fest der Feste). Wegen Umbauarbeiten im Kandil-Portal ist der Beitrag dort nicht mehr erreichbar und in mein persönliches Blog umgezogen. Ich fände es nämlich sehr schade, wenn der Hinweis auf das Buch völlig aus dem Netz verschwinden würde. Ich gebe gerne zu, dass ich Gideon Böss' Bücher sehr schätze.
Der Originalbeitrag erschien am 31. Oktober 2024, vor Weihnachten also. Heute ist der 30. Dezember, Weihnachten ist für dieses Jahr vorbei. Aber nach Weihnachten ist vor Weihnachten, alle Jahre wieder kommt es:
Das Fest der Feste
Ein Fest legt seine Autobiografie vor. Gideon Böss wählt diesen überraschenden Ansatz für sein neues Buch über ein Fest, an dem kein Weg vorbeiführt: Weihnachten. Freundlicherweise hat der Verlag mir ein Rezensionsexemplar überlassen. Die genauen Angaben zum Buch:
Weihnachten – ein Fest packt aus. Die Autobiografie von Gideon Böss,
ISBN 978-3843615044, 176 S., gebunden, Patmos Verlag, August 2024
Der autobiografische Ansatz setzt den Ton für das ganze Buch: Böss gelingt es, die richtige Prise Selbstironie und Humor mit viel Wissenswertem zu einer leichten und doch spannenden und informativen Reise durch die Geschichte zu machen. Nun ist Weihnachten nicht gerade das Fest, um das sich diese Website dreht, aber zur interkulturellen Perspektive passt es perfekt. Gerne erinnere ich in diesem Zusammenhang auch an das Buch „Deutschland, deine Götter“ desselben Autors (Rezension: Unterhaltsame Multikkulti-Reli-Rallye)
Denn diese Autobiografie deckt wunderbar auf, welche Anteile aus welchen Zeiten, Regionen und Vorstellungen dazu beigetragen, Weihnachten zu dem zu machen, was es heute ist: ein Fest, von dem alle Welt schon mal gehört hat und das in fast aller Welt in irgendeiner Form eine Rolle spielt. Der ursprüngliche religiöse Aspekt mag dabei in den Hintergrund getreten sein, der festlichen Strahlkraft tut das keinen Abbruch. Weihnachtliche Beispiele aus Japan und den Emiraten etwa führt der Autor an, „türkische Weihnachten“ waren und sind immer mal wieder Thema im Kandil-Magazin.
Und dann ist da noch der Nikolaus. Und der Weihnachtsmann. Und diverse Helfer und Begleiter, die unterschiedlicher nicht sein könnten: von Knecht Ruprecht über Elfen zu Rentieren. Wer soll sich da noch zurechtfinden?, frage ich mich schon seit Jahren. Deshalb freue ich mich sehr über dieses Buch, denn die Lektüre hat mir geholfen, alle in meinen Vorstellungen herumschwirrenden weihnachtlichen und adventlichen Erscheinungen ein bisschen zu entwirren und besser einzuordnen.
Bei aller Leichtigkeit zeigt die weihnachtliche Autobiografie auch ernste Töne. Für mich neu war das, was in Kapitel 11 unter der Überschrift „Der NS-Schwarzwaldjesus und andere Versuche, mich abzuschaffen“ ausgeführt wird. Obwohl ich viel über die NS-Zeit in Deutschland gelesen habe, war mir bisher nicht klar, dass die Nazis tatsächlich versuchten, aus ideologischen Gründen das Weihnachtsfest und damit verbundene Bräuche so umzudeuten und umzuschreiben, dass ein jüdischer Jesus nicht mehr ins Bild gehörte.
Was daraus Weihngeworden ist, erleben wir jedes Jahr im Dezember: Weihnachten lässt sich nicht unterkriegen. Vielen Dank für das unterhaltsame Buch, das ich gerne weiterempfehle, egal ob man Weihnachten liebt oder hasst, ob man es feiert oder nicht. Lesen!
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