Besserwisserisch
- Ines Balcik
- vor 4 Stunden
- 2 Min. Lesezeit

Dieses Blog war nicht als Sprachblog geplant. Aber wie das Blogleben so spielt, berichte ich zurzeit lieber über das Bewegen von Wörtern als über sportliche Bewegung. Das richtige Wort zu finden, ist eine Kunst. Eine Kunst, und das ist das Spannendste daran, die sich ständig verändert. Sprache ist in Bewegung, und so passt es durchaus zu diesem Blog, wenn ich von Zeit zu Zeit hier über sprachliche Besonderheiten und kuriose Sprachfunde berichte.
Als Mensch, als Prospekt
Kürzlich las ich zum Beispiel folgenden Satz: „Als Newsletter-Abonnent kommt der Prospekt künftig digital.“
Bin ich die einzige, die über diese Konstruktion stolpert? Für mich ergibt der Satz keinen Sinn, auch wenn ich mir natürlich denken kann, was gemeint ist. Aber ich als Sprachdino erwarte nach „als“ im Beispielsatz ein Wort, das sich auf das Subjekt bezieht. Und das Subjekt, also das, was im Beispielsatz „kommt“, ist der Prospekt. Ein Abonnent ist kein Prospekt, ebenso wenig wie eine Abonnentin. Besserwisser*innen haben natürlich gemerkt, dass ich supergeschickt einen Satz mit einem plausiblen Bezug eingestreut habe: „... ich als Sprachdino“. Und dieselben Besserwisser*innen dürfen einwenden, dass der Satz verkürzt sein könnte aus „Zu Ihnen als Newsletter-Abonnent kommt der Prospekt künftig digital.“ Aus meiner Erfahrung als Lektorin vermute ich, dass dahinter der Gedanke steckt: Kürzer ist eleganter. Das stimmt manchmal, aber nicht immer. Wäre mir der Satz in einem zu lektorierenden Text begegnet, hätte ich auf jeden Fall einen Kommentar mit einem Vorschlag zu einer stilistisch schöneren Formulierung eingefügt.
Was, welcher, das
Worüber ich schon lange schreiben wollte, ist diese (aus meiner Sprachdino-Sicht) unsägliche Mode, das simple Relativpronomen t „das“ durch das sperrige „welcher“ zu ersetzen. Was soll das, frage ich mich. Aus meiner Sicht ist der Gebrauch des längeren Worts ein klarer Rückschritt in altmodisch klingendes Amtsdeutsch. In diesem Fall vermute ich, dass „welcher“ in dem Glauben verwendet wird, es klinge anspruchsvoller als simples „das“. Hm.
Kommt „welche, welcher, welches“ in einem Text vor, den ich beruflich durcharbeite, korrigiere ich es in der Regel in das passende kurze Relativpronomen. Superstreng bin ich dabei nicht, beim Lektorat zählt immer auch der Textzusammenhang.
Wer bezieht sich worauf
Ach, die sprachlichen Bezüge, sie sind ein ergiebiges Feld für Besserwisser*innen. Sprachblüten finden sich zuhauf. Ein Beispiel (was produziert wird, habe ich mir nicht notiert und nicht gemerkt, ist aber für das Bezugsproblem egal): „Die Produktion dieser findet statt.“ Nehmen wir einmal an, es geht um Kekse, also um die essbaren. Im Satz ging es schon um Kekse, im Beispielsatz hätte ein simples Possessivpronomen völlig gereicht: „ihre Produktion“. Bitte, liebe Schreibende, macht Sprachgebilde nicht komplizierter als nötig. Danke.
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